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22. Februar 2022  |  Von Kerstin In Neuentdeckungen

Liebe und ihre Zufälligkeit

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Wer sie gefunden hat im Leben, kann sich glücklich schätzen: die große Liebe. Doch ist sie wirklich Schicksal oder vielmehr eine günstige Gelegenheit zum richtigen Zeitpunkt? Stilisieren wir das Gefühl der Gefühle zu einem schicksalshaften Ideal, weil unser Leben nicht banal sein darf? Und kriegen wir schließlich Kinder mit den falschen Partnern, weil wir die Beziehung bedeutungsschwanger machten? Diese Fragen stellt die französische Schriftstellerin Éliette Abécassis in ihrem schmalen aber klugen Roman Mit uns wäre es anders gewesen (2021).

Zwei junge Studenten an der Sorbonne lernen sich kennen, spazieren eine Nacht an der Seine entlang. Amélie und Vincent fühlen sich voneinander angezogen, seelenverwandt. Für den nächsten Morgen verabreden sie sich, doch Amelie kommt viel zu spät, Vincent ist schon weg. Sie sehen sich knapp zehn Jahre nicht mehr. Sie lernen andere Partner kennen, heiraten und kriegen Kinder. Doch sie denken beide immer wieder an jene magische Nacht in Paris zurück. Wie ein Schatten der Möglichkeit läuft der jeweils andere durchs eigene Leben mit. Manchmal blitzt nur ein Gefühl kurz auf und erlischt schnell wieder, ein anderes Mal will man schon zum Telefonhörer greifen. Und immer fragen sie sich, was wäre gewesen wenn…?

Alle zehn Jahre treffen sich Amélie und Vincent wieder – zufällig oder verabredet. Alle zehn Jahre sind sie gleichermaßen voneinander angezogen. Doch alle zehn Jahre ist auch einer von beiden nicht frei für eine Beziehung. Die Autorin Éliette Abécassis bindet in ihrem Roman die existentiellen Fragen des Lebens ein – sie widmet sich dem großen Gefühl der Liebe und entlarvt die Liebe als Kurzschlusshandlung sich aneinanderreihende günstiger Ereignisse. 

„Und so lief es: Aus Verabredungen wurden gemeinsame Mittagessen, aus Mittagessen Abendessen, aus Abendessen Partys, aus Partys Nächte, aus Nächten Jahre, aus Jahren ein gemeinsames Leben. Das Schicksal entsteht, so scheint es, aus einer Kurzschlusshandlung, einem winzigen Detail, das uns in diese oder in jene Richtung abbiegen lässt. Ein Würfelwurf, der vielleicht nicht den Zufall abschafft, aber letztlich doch alles bestimmt.“

Ist das Buch also ein Abgesang auf die Liebe? Nein, das ist es auf jeden Fall nicht. Die wahre Liebe als Möglichkeit schimmert immer durch. Wir sind nur zu feige, zu tollpatschig, zu verstrickt, um ihr zu folgen. Ist das Buch also ein Lobgesang auf die Liebe? Nein, das ist es in jedem Fall auch nicht. Ob die unerreichte Liebe jemals der Realität standhalten würde, bleibt nämlich auch fraglich. Vielleicht bleibt die Liebe nur als ungenutzte Option immer unversehrt groß?

Éliette Abécassis: Mit uns wäre es anders gewesen. Arche Verlag, 2021. Aus dem Französischen übersetzt von Julia Schoch. 142 Seiten. 18 Euro. 

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