Zu Mary Wollstonecraft-Shelleys Roman Frankenstein, oder der Neue Prometheus Mary Shelleys eigene Mutter, Mary Wollstonecraft die erste, war eine emanzipierte Frau gewesen in einer Zeit, wo das wirklich noch nicht selbstverständlich war. Geboren noch mitten in der Blütezeit des aufklärerischen Zeitalters, durchlebte sie wirre Jugendjahren mit Reisen quer durch Europa (pünktlich zur Revolution war sie […]
Herakleia am Scheideweg
Eine entlaufene Allegorie zum Frauentag und ein Beitrag zum Thema „Heldinnen! Es ist einer der Ur-Erziehungsgeschichten schlechthin. Sie spielt im antiken Griechenland und erzählt, wie der junge Herakles, in der Blüte seiner Helden-Adoleszenz und in Erwartung großer Dinge, über sein weiteres Leben nachdenkt und dabei an einen Scheideweg gerät, einen innerlichen wie einen äußerlichen, gefasst […]
Literarische Geburten
In literarischen Texten wird entschieden zu wenig geboren! Das war schon immer eine meiner literaturwissenschaftlichen Lieblingsthesen und vielleicht vor geraumer Zeit sogar ein Anstoß dazu, sich mit so etwas wie „weiblichem Schreiben“ zu beschäftigen. Die These stimmt auch im Großen und Ganzen und vor allem im Blick darauf, welch grundlegende menschliche Erfahrung es ist, Kinder […]
Warum die Menschheit immer in zwei Hälften zerfällt – und was das mit Eseln zu tun hat
Es ist ein bekanntes und nicht nur in Kriegs- und Krisenzeiten (dann aber besonders gut) zu beobachtendes Phänomen, dass die Menschheit, sobald sie die Wahl hat, zuverlässig in zwei ungefähr gleich große Hälften zerfällt: Kaffee- und Teetrinker, Hunde- und Katzenliebhaber, Warmbader und Kaltduscher, Apple– und Microsoft-User, egal wie und wo und wann: Wer für das […]
Wahrsagerinnen und Weissager
Aus Goethes Wörtertasche Wahrsagung und Weissagung: Man könnte meinen, die wesentliche Verbindung zwischen beiden Wörtern (außer dem willig wiederklingenden W) sei ihr Ausgestorbensein: Außer Wetterpropheten – na gut, und Zukunftsforschern und Trendspürern; und Zeitschriftenastrologen und Epidemiologen – na gut, genauer besehen ist weder das Wahrsagen noch das Weissagen ausgestorben; man nett es nur schicker. Für […]
Die Nicht-Familie auf der Nicht-Insel
Zur Emanzipation der schönen Helena in Goethes ‚Faust II‘ Zwischendurch las irgendwann Faust II, zum ungefähr vierten Mal. Dieses Mal ging es mir eigentlich um Fausts Verbrechertum, aber abgelenkt wurde ich noch einmal durch die Geschichte mit Helena (die Handlung kann man bei Wikipedia nachlesen, oder unten nach dem Beitrag). Bei der Drittlektüre war mir […]
Autorinnenrätsel, die Erste: Auf den Spuren der berühmtesten Autorin aller Zeiten
Sie war lange Zeit lang die meistverkaufte literarische Autorin aller Zeiten (generisches Femininum, also: männliche Autoren inbegriffen). Eines ihrer Theaterstücke lief beinahe siebzig Jahre lang auf der gleichen Bühne, erst Corona machte dem Rekord ein Ende. Sie ist auch die meistübersetzte Autorin (generisches Femininum, siehe oben). Sie erhielt zwar niemals den Nobelpreis, aber wurde für […]
Begünstigte Tiere – ein Seitenstück in ‚animal poetics‘
Damit, für alle, die noch ein wenig Lust auf interkulturelle Lockerungsübungen haben, ein Schwenk zu den Begünstigten Tieren als eine Art Seitenfabel zu den Auserwählten Frauen. Das Gedicht geht so: Vier Tieren auch verheißen war,Ins Paradies zu kommen,Dort leben sie das ew’ge JahrMit Heiligen und Frommen. Den Vortritt hier ein Esel hat,Er kommt mit muntern […]
„Auserwählte Frauen“ und „begünstigte Tiere“ – Interkulturelle Weiblichkeit in Goethes West-östlichem Divan
Zur Sicherheit eine Warnung: Dieses ist, wieder einmal, kein Beitrag zur Emanzipation der Frau und ihrem immerwährenden Siegeszug. Eher im Gegenteil. Aber es ist vielleicht ein historisch interessanter zu den interkulturellen und religiösen Schwierigkeiten von Emanzipation, wenn man sie ausschließlich in konventionell-modernen Begriffen denken will; und ein wenig Ironie wäre bei der Lektüre vielleicht auch […]
Die Spiegelparabel
Eine weibliche Variante der Ringparabel Vor grauen Jahren lebte eine weise Frau im Osten,die einen Spiegel hatte von sehr großem Wert,von lieber Hand vererbt. Der Spiegel war so rein,dass jede, die hineinsah, sich erkannte,in allen ihren Eigenarten. VielzähligeKristalle zeigten jeden Fehler, jeden Vorzug;jedoch nur der, die redlich in ihn schaute,zeigte der Spiegel auch ihr ganzes […]