In dieser Folge reisen wir rund 2500 Jahre zurück ins antike Griechenland; und zwar auf die Insel Lesbos. Hier lebte einst die berühmte Lyrikerin Sappho, die sowohl mit ihrer Dichtung als auch mit Theorien über die Liebe Kultstatus erlangte. Sie inspirierte zahlreiche Autorinnen über viele Jahrhunderte hindurch als Vorbild. Wie immer gibt’s den Podcast auf […]
Sappho und der Sprung von Leukate
Ihre Gestalt ist zugleich statuen- und schemenhaft. Wir sehen sie, auf unzähligen Abbildungen, als griechische Frau mittleren Alters, einen strengen Kranz über dem idealisierten Antlitz, und sie bleibt ein Schemen. Allein ein Mosaik, es stammt aus einem Fresko in Pompeji, belebt die Züge etwas: Jünger ist sie hier dargestellt, farbig, ein wenig aufgeregt leuchten die roten Wangen, und – kann das sein? – sie kaut auf einem Schreibstift herum: Sappho, die Mutter aller Dichterinnen, die einzige Frau, die es je in einen literarischen Kanon geschafft hat (den der neun berühmtesten Lyriker des Altertums), aber auch die leicht skandalumwitterte Namensgeberin der lesbischen Liebe wurde, benannt nach Lesbos, ihrer Heimatinsel, wo sie ihren Mädchenkreis um sich herum versammelte und man gemeinsam – ja, was genau weiß man denn nun eigentlich?