Zuerst meint man, es gehe um die Romantik, also: die historische und speziell deutsche Romantik als Epoche, mit ihrer Vorliebe für das Unerreichbare, die ewige Sehnsucht, die niemals zu findende blaue Blume, und in letzter Konsequenz: den Tod. Und es spricht ja auch einiges dafür: Zwei historische Selbstmörder besprechen sich, in Winkel, so heißt der […]
Mit Tigern schweigend
In eigener Sache: Mit Tigern schweigend. Ausgewählte Gedichte von Sylvia Townsend Warner. Übersetzt und mit einem Nachwort von Jutta Heinz der blaue reiter, Verlag für Philosophie. Hannover, 2024. 202 Seiten, gebunden, mit Lesebändchen, Format: 17 x 24 cmPreis: € 39,90 (D), ISBN: 978-3-933722-93-5 (aus dem Nachwort) Sylvia Townsend Warner: Geschichte einer Faszination Sie ist wenig […]
George Eliot, oder: Realismus für Erwachsene
Sie war eine wahre Realistinnen, obwohl sie beileibe nicht dazu geboren war. Aber Frauen sind immer, mehr oder weniger, Realistinnen gewesen: Schon ihre Lebensweise erlaubte ihnen keine geistigen Höhenflüge, sie konnten sie sich einfach nicht leisten. Und ein wenig Eskapismus hier und dort, die Wunschträume der zu eifrig Lesenden – das war kein Idealismus, das […]
Podcast zu Annette von Droste-Hülshoff
Annette von Droste-Hülshoff ist eine der bedeutendsten und meistgelesenen deutschen Dichterinnen des 19. Jahrhunderts. Ihr Nachruhm war sogar ein Zahlungsmittel, denn ihr Bildnis zierte einst den 20-Deutsche-Mark-Schein. Balladen wie „Der Knabe im Moor“ oder die Novelle „Die Judenbuche“ zählen heute zu Meisterwerken der deutschen Literatur. Dabei war es als schreibende Frau auch für Annette von […]
Ein verstoßener Heldenjüngling: Karoline von Günderode
Von Anfang an war sie ein verkappter Heldenjüngling aus den heroischen Zeiten der Menschheit gewesen, der nur irrtümlich in diese Welt der Missverständnisse und Kompromisse geraten war, einen Kerker für eine wahrhaft freie und poetische Seele; und ihr selbstgewählter Freitod nach kurzem Leben war ihre Befreiung zu einem wahren, anderen, längeren Leben. Aber beginnen […]
Altweiberfäden des Denkens
Olga Tokarczuk, Empusion Was wäre, wenn? – das ist nicht nur die Zauberformel von Literatur schlechthin, verstanden als eine alternative Geschichten-Schreibung, als ein Experiment mit dem menschlichen Fühlen und Denken innerhalb künstlerisch erschaffener Parallel-Welten. Es ist auch eine Zauberformel, mit der man die Literaturgeschichte – im Großen und Ganzen und über weite Strecken: eine ziemlich […]
Elefanten in Bloomsbury (von Rose Macaulay)
Eine Neujahrsfantasie Kann es wahr sein, oder träume ich? Kann es sein, dass ich, als ich in der tiefsten Totenstille der Nacht (falls die Nacht jemals tot ist) über den Tavistock Square fahre, auf der Straße vor mir eine Herde Elefanten erkenne? Groß, grau, seelenruhig, begleitet von einem Mann mit einem biegsamen Stock, meine ich, […]
Handarbeit. Von spinnenden, webenden und schreibenden Frauen
Die Reihe nennt sich „Handliche Bibliothek der Romantik“, und es sind wirklich handliche Bücher in jeder Hinsicht: Frau nimmt sie gern zur Hand, sie fühlen sich gut an mit ihrem textilen Überzug, angenehm fasslich, aber nicht kuschelig. Die Zweifarbigkeit leitet sanft zwischen Text und Abbildungen hin und her, hie ein waches Blau, dort ein sachliches […]
Magdalena wer? Vortrag erinnert an schwäbische Schriftstellerinnen
Wer kennt sie: Magdalena Rieger, Sophie von La Roche, Marianne Ehrmann, Therese Huber, Ottilie Wildermuth, Isolde Kurz oder Victoria Wolff? Für weibliches Schreiben waren die Bedingungen in den letzten Jahrhunderten oftmals schwierig. Noch heute wird der Literaturkanon von männlichen Autoren dominiert. Ein Vortrag in Tübingen widmete sich Schriftstellerinnen aus über 200 Jahren schwäbischer Literaturgeschichte und […]
Lieder einer furchtlosen Frau (3): Aus Sylvia Towsend Warners Kindheit
Bekanntlich beginnt jeder ordentliche Bildungsroman mit den Eltern. Über die Eltern von Sylvia Townsend Warner findet sich in einer ihrer nach ihrem Tod veröffentlichten Kindheitsgeschichten ein Satz, der ein ganzes umständliches Persönlichkeitsprofil ersetzt, er heißt: „My mother was infallible. My father made no such claim, but he had a fine assortment of irrefutable doubts” (Meine […]