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Eine Zuwendung zur Welt ist der Verstand. So wie die Liebe eine solche Zuwendung ist. Der Verstand ist also so viel wert wie die Liebe. Nur muss sich die Welt auch dir zuwenden.
Ruth Klüger, weiter leben
Eine Zuwendung zur Welt ist der Verstand. So wie die Liebe eine solche Zuwendung ist. Der Verstand ist also so viel wert wie die Liebe. Nur muss sich die Welt auch dir zuwenden.
Ruth Klüger, weiter leben
Wer war Scheherazade? Eine Gestalt steigt, noch etwas unscharf, vor unserem inneren Auge herauf: Es ist eine Frau, jung und schön, sie trägt exotische Gewänder, die viel Haut zeigen, der Bauch ist frei und reicher Schmuck belädt ihre Stirn, ihre Hände, ihre Füße, ihren Bauch. Es klimpert hell, als sie langsam näherkommt, und sie lächelt […]
Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre sie nie eine Autorin geworden. Sie hatte doch nur Briefe mit ihrem Ehemann gewechselt! Man war frischverheiratet, der junge Arzt war von Halle nach Hamburg umgesiedelt, wo er eine vielversprechende Praxis eröffnet hatte; und bald würde sie, Johanne Charlotte, ihm dorthin nachfolgen. Und um die Trennung zu überbrücken, […]
„Die Geschichte keines Volks und keines andern Standes bietet ein so empörendes und Abscheu und Mitleiden in so hohen Graden erregendes Schauspiel dar, als die Geschichte des Zustandes des weiblichen Geschlechts unter den meisten Völkern der Erde.“ Christoph Meiners, Geschichte des weiblichen Geschlechtes (1788)
Silke Scheuermann wurde 1973 geboren in Karlsruhe und lebt heute in Frankfurt; ihr Gedichtband Skizze vom Gras erschien 2014. Ein Gedicht daraus heißt Akazie und ist eines der wenigen guten Dinggedichte, die es nach Rilke noch in der Literatur gibt: So bescheiden, dass selbst die Sonne den Sinn von Stolz hinterfragt, aber ungeduldig, oh ja, […]
Immer schon hat die Lyrik von der Natur gesprochen, spätestens seit dem römischen Autor Lukrez, der die Naturphilosophie Epikurs in ein umfangreiches Lehrgedicht packte: de rerum natura, eine Geschichte der Natur in Hexametern, von den winzigen Atomen bis hin zum unvorstellbaren All und dem Menschen mitten darin. Doch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Gattung […]
Alles still ringsum – Die Zweige ruhen, die Vögel sind stumm. Wie ein Schiff, das im vollen Gewässer brennt, Und das die Windsbraut jagt, So durch den Azur die Sonne rennt, Und immer flammender tagt. Natur schläft – ihr Odem steht, Ihre grünen Locken hangen schwer, Nur auf und nieder ihr Pulsschlag geht Ungehemmt im […]
Wie viele Tode muss man gestorben sein, bevor man, endlich, wirklich sterben darf? Das ist eine Frage, die vermeintlich nur Romantiker stellen – also Menschen, die ihre Wahl zwischen Leben und Sterben längst getroffen haben: Nur der Tod kann die letzte und größte Sehnsucht von allen erfüllen, nämlich die nach Unendlichkeit, nach ewiger Fortdauer, nach […]
(VII) Der Mensch ist ein Wesen, das Geschichten erzählt, oder: der Blog am Ende des Lektüre-Universums Es ist also vor allem die Erzählliteratur, durch die der tiefe Graben zwischen E- und U verläuft und die zu sich stark voneinander abgrenzenden Stilhöhen neigt. Das hat die eben erwähnten strukturellen Gründe – Dramatik ist Handlung, Lyrik ist […]
Und es ist vermutlich, daß von Anfang an der menschlichen Gesellschaft das Frauenzimmer dem Mannsgeschlecht an Kunst und Tugend müsse überlegen gewesen seyn, weil fast in allen Sprachen alle Tugenden und Künste weibliche Namen haben, auch allemal weiblich gebildet, über dies weibliche Gottheiten denselben vorgesetzt worden. Sigmund von Birken, Ansprache an den Leser, in: Catharina Regina von […]