Sie war Deutschlands erste Bestsellerautorin und eine Entrepreneurin auf dem deutschen Literaturmarkt. Mit ihrem Debütroman Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) schuf sie eine Protagonistin, die der intellektuellen Elite des 18. Jahrhunderts zum weiblichen Ideal werden sollte. Sie war die erste deutsche Herausgeberin einer Frauenzeitschrift – Pomona für Teutschlands Töchter. Mit dieser Zeitschrift sorgte […]
Sappho und der Sprung von Leukate
Ihre Gestalt ist zugleich statuen- und schemenhaft. Wir sehen sie, auf unzähligen Abbildungen, als griechische Frau mittleren Alters, einen strengen Kranz über dem idealisierten Antlitz, und sie bleibt ein Schemen. Allein ein Mosaik, es stammt aus einem Fresko in Pompeji, belebt die Züge etwas: Jünger ist sie hier dargestellt, farbig, ein wenig aufgeregt leuchten die roten Wangen, und – kann das sein? – sie kaut auf einem Schreibstift herum: Sappho, die Mutter aller Dichterinnen, die einzige Frau, die es je in einen literarischen Kanon geschafft hat (den der neun berühmtesten Lyriker des Altertums), aber auch die leicht skandalumwitterte Namensgeberin der lesbischen Liebe wurde, benannt nach Lesbos, ihrer Heimatinsel, wo sie ihren Mädchenkreis um sich herum versammelte und man gemeinsam – ja, was genau weiß man denn nun eigentlich?