Öko-Mainstream oder grüne Literaturavantgarde? Das ist hier die Frage. Fest steht: Der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde, die sich bislang mit Kinder- und Jugendbüchern einen Namen machte, ist mit ihrem Debütroman über das Bienensterben ein Bestseller geglückt. In über 30 Länder wurde Die Geschichte der Bienen verkauft und erhielt in Norwegen als meistverkauftes Buch den Titel […]
Mykene in Karlsruhe, oder: Wo war Klytaimnestra?
Im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe kann man noch bis zum 2.6. eine kompakte und solide gemachte Ausstellung zu Mykene anschauen. Mykene ist eine der frühesten Hochkulturen auf europäischem Boden (von ca. 3.500 v.Chr. bis ca. 1200 v.Chr.), über die auch die Forschung nicht allzu viel weiß. Brockenweise sind vielleicht noch ein paar Reste in das […]
Tapeten und Subtexte: Charlotte Perkins Gilman, ‚The Yellow Wallpaper‘
Es gibt einige wenige Texte von schreibenden Frauen, die man als Urtexte weiblichen Schreibens lesen kann: Vielleicht sogar ohne dass ihre Autorin das beabsichtigt hatte, fassen sie die Probleme und Chancen, die Leistungen und Defizite weiblichen Schreibens auf eine derart intensive Art zusammen, dass man meint, jedes einzelne Wort, jeder Satz sei schwer von symbolischem […]
Idee von sich selbst haben
„Gib auf dich acht. Jedes Mal, wenn du wachsend, Lust haben wirst, die falschen Dinge in richtige Dinge zu verwandeln, erinnere dich daran, dass die erste Revolution, die man machen muss, die in deinem Inneren ist, das ist das erste und wichtigste. Für eine Idee zu kämpfen ohne eine Idee von sich selbst zu haben, […]
Was ist ein „Frauenzimmer“?
Zuerst war ein „Frauenzimmer“ ein Zimmer, in dem Frauen sich aufhielten. Wo sollten sie sich auch sonst aufhalten? Schließlich waren ihnen weite Teile der Öffentlichkeit verschlossen, aber wenigstens hatten sie ihre eigenen Säle, wo es Frauendinge gab und man Frauentätigkeiten nachging und nicht darüber nachdachte, dass draußen ja auch noch eine Welt liegen könnte. Es […]
Paradiese
„Was haben Frauen nicht schon alles vollbracht, von der Einen, die das Paradies verscherzte, bis zu den Tausenden, welche Tausende von Paradiesen schufen! – Erkennen dies die Männer die neunzehnten Jahrhunderts? Staunen sie das Wunder an? Oh nein, sie meinen genug zu tun, wenn sie es auch einige Zeit lieben.“ Fanny Lewald
Schattengrübler*innen
Dörte Hansen: Mittagsstunde (2018) „Keine Schönheit weit und breit. Nur nacktes Land, es sah verwüstet und geschunden aus.“ Dieses nackte Land, in dem die Einfachheit als Lebenseinstellung gepriesen wird, trägt einen Namen: Es heißt Brinkebüll. Brinkebüll – es klingt nach ländlicher Idylle, denn es erinnert an Astrid Lindgrens Kinder von Büllerbü. In Dörte Hansens Roman […]
Marianne Ehrmann: Philosophie eines Weibes
Ihren Namen kennt keine Philosophiegeschichte. Und doch war sie die erste Frau, die es wagte, ein eigenes Werk mit dem Titel zu verstehen: Philosophie eines Weibes (‚Weib‘ war zu dieser Zeit keine Beleidigung, sondern einfach der Gattungsname des weiblichen Geschlechts). Sie hatte weder Philosophie studiert noch Latein oder Griechisch gelernt; eine Universität hat sie niemals […]
Sophie von La Roche: Deutschlands erste Bestsellerautorin
Sie war Deutschlands erste Bestsellerautorin und eine Entrepreneurin auf dem deutschen Literaturmarkt. Mit ihrem Debütroman Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) schuf sie eine Protagonistin, die der intellektuellen Elite des 18. Jahrhunderts zum weiblichen Ideal werden sollte. Sie war die erste deutsche Herausgeberin einer Frauenzeitschrift – Pomona für Teutschlands Töchter. Mit dieser Zeitschrift sorgte […]
Sappho und der Sprung von Leukate
Ihre Gestalt ist zugleich statuen- und schemenhaft. Wir sehen sie, auf unzähligen Abbildungen, als griechische Frau mittleren Alters, einen strengen Kranz über dem idealisierten Antlitz, und sie bleibt ein Schemen. Allein ein Mosaik, es stammt aus einem Fresko in Pompeji, belebt die Züge etwas: Jünger ist sie hier dargestellt, farbig, ein wenig aufgeregt leuchten die roten Wangen, und – kann das sein? – sie kaut auf einem Schreibstift herum: Sappho, die Mutter aller Dichterinnen, die einzige Frau, die es je in einen literarischen Kanon geschafft hat (den der neun berühmtesten Lyriker des Altertums), aber auch die leicht skandalumwitterte Namensgeberin der lesbischen Liebe wurde, benannt nach Lesbos, ihrer Heimatinsel, wo sie ihren Mädchenkreis um sich herum versammelte und man gemeinsam – ja, was genau weiß man denn nun eigentlich?