„Um dem Leben auf die Spur zu kommen, muss man sich zuerst dem Tod zuwenden.“ Das schreibt Mary Shelley in ihrem berühmten Schauerroman Frankenstein oder der moderne Prometheus. Der Roman erscheint 1818 zunächst anonym, die endgültige Fassung schließlich 1831. Solange spukt dieses Wesen, dieses Monster, das zwischen Leben und Tod steht, in ihrem Kopf. Es […]
Der Blog am Ende des Lektüre-Universums
Über Hoch- und Trivialliteratur, in Fortsetzungen Es gibt Metaphern, die so allgemein sind, dass man sie als eine Art Ur-Bilder der Sprache bezeichnen kann. Häufig gehen sie aus von ganz grundlegenden menschlichen Existenzerfahrungen: Natürlich ist der Verstand „kalt“ und das Herz „warm“, und wer sonnt sich nicht lieber im „hellen“ Licht als in der „dunklen“ […]
Feuerfarb
Ich weiß eine Farbe, der bin ich so hold,die achte ich höher als Silber und Gold;die trag‘ ich so gerne um Stirn und Gewand,und habe sie Farbe der Wahrheit genannt. Wohl reizet die Rose mit sanfter Gewalt;doch bald ist verblichen die süße Gestalt:drum ward sie zur Blume der Liebe geweiht;bald schwindet ihr Zauber vom Hauche […]
Leise Antworten
Was tun, wenn die Welt um einen herum still ist? Was könnte helfen, wenn dagegen das eigene Innere laut ist – wenn Fragen laut drängend nach Antworten suchen? Die großen Antworten auf das Leben kommen meistens nur ganz leise daher… Sie kommen in Etappen. Warum? Weil die Antworten individuell der eigenen Wahrheit gemäß ins Leben […]
Salondamen II: Christiana Mariana von Ziegler
Ein halbes Jahrhundert später waren nicht nur die Salons im damals kulturell ziemlich hinterwäldlerischen und nicht direkt für höfische Eleganz oder zivilisierte Feinheit der Umgangsformen bekannten Fleckenteppich deutscher Fürstentümer angekommen, sondern die französische Galanteriemode. Das Zentrum der Galanterie wurde, ausgerechnet, eine betriebsame Stadt mitten in Sachsen: Vom „galanten Leipzig“ sprachen die Zeitgenossen bewundernd, es war […]
Für jeden großen Mann wenigstens eine große Frau
Ich behaupte, die Natur erschöpft sich bei der Geburt großer Männer nie so sehr, daß sie nicht für jeden großen Mann wenigstens Eine große Frau in die Welt setzen sollte – wiewohl ich gerne gestehe, daß sie mit beiden nicht sehr verschwenderisch ist. ( Brief Christoph Martin Wielands an Elisabeth zu Solms-Laubach, 16./19.3.1810 )
Denken Frauen anders?
Denken Frauen anders? Wenn man es doch nur wüsste! Denn historisch, das steht fest, haben Männer zumindest mehr, wenn nicht: beinahe ausschließlich gedacht, falls man darunter ein öffentliches oder veröffentlichtes Denken versteht. Männer haben Bibliotheken voller philosophischer Grundlagenwerke gefüllt, haben Systeme errichtet, turmhoch für die Ewigkeit, haben die großen Fragen gewälzt, immer wieder die gleichen […]
Liebe bis zum Schluss
Wenn ich vergäße, mich bei Ihrem Tod aus Leidenschaft umzubringen, würde ich schließlich vor Sehnsucht langsam verdorren, und ich würde so oder so beerdigt – kommen Sie mir zurück. (Die französische Schriftstellerin, Philosophin und bedeutende Feministin Simone de Beauvoir an Jean-Paul Satre) Simone de Beauvoir und Jean-Paul Satre – die beiden französischen Intellektuellen waren über […]
Auf den Spuren einer Amerikanerin in Paris: „Rose is a Rose is a Rose…“
Als in Paris lebende Amerikanerin empfing sie bei sich zu Hause die intellektuellen Größen der 1920er Jahre: Ernest Hemingway, Pablo Picasso, Henry Matisse, Ezra Pound, F. Scott Fitzgerald, Sherwood Anderson oder T. S. Eliot. Sie nannte sie die ‚Lost generation‘, ‚la génération perdue‘, und gab den vermeintlich im Ersten Weltkrieg verloren gegangenen Seelen für einige […]
Salondamen I: Madeleine de Scudery
Was ist ein Salon? Wenn man sich noch etwas historische Phantasie bewahrt hat, sieht man vielleicht einen wohleingerichteten, etwas altertümlich und verstaubt wirkenden Saal mittlerer Größenordnung vor seinem inneren Auge; die Polster der verstreut herumstehenden Sessel und Sofas sind in Pastelltönen gehalten, hier und dort troddelt eine Quaste herab. Eine Seidentapete mit einem aufgeprägten unaufdringlichen […]