Eine Lektüre von Moby Dick in Corona-Zeiten Ist der Leviathan weiblich? Wenn man ein Werk der Weltliteratur lesen will, das wenigstens eine vergleichbare Größendimension hat wie Corona weltweit, dann greife man zu Moby Dick. Ja, das mit dem Wal. Von Hermann Melville, temporärer Waljäger, Weltreisender wider Willen, Strafgefangener, Meuterer und Autor; am Ende seines Lebens […]
Mit eiskaltem Händchen das Leben ergreifen – Annette von Droste-Hülshoff vor kafkaesken Hintergrund (1+2)
Am Ende hatte ich den Verdacht, sie sei die einzig wahre Vorgängerin (eine Frau! im 19. Jahrhundert! im idyllischen Biedermeier! aus Westfalen!) von Franz Kafka. Nur scheinbar schaut Annette von Droste-Hülshoff so brav gelockt von deutschen 20-Euro-Scheinen; die Nase ist ein wenig spitz, der Blick ernst, und sie scheint zu sagen: Das wäre nun wirklich […]
Moderata Fonte, oder: Der Sündenfall, weiblich
Wenig wissen wir von den ersten Frauen, die nicht nur schrieben und ihre Werke aller Widerstände zum Trotz veröffentlichten, sondern die auch noch über das heikelste aller Themen schrieben, nämlich: den Wert der Frau. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Streit um die Vorzüge des männlichen oder weiblichen Geschlechts (die querelle des hommes et […]
Um ihr Leben schreiben
„Eh einer schreiben kann, muß er leben, das ist banal und betrifft beide Geschlechter. Die Frauen lebten lange, ohne zu schreiben; dann schrieben sie – wenn die Wendung erlaubt ist – mit ihrem Leben um ihr Leben.“
Christa Wolf, Der Schatten eines Traumes. Karoline von Günderrode – ein Entwurf
Die Gretchentragödie ist das wahre Trauerspiel. Frauendrama und Männerhochmut in Goethes ‚Faust‘
(vgl. zur Handlung von Goethes Trauerspiel ‚Faust‘ und dessen Entstehung die am Ende des Beitrags auszugsweise zitierten Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Faust._Eine_Tragödie.; https://de.wikipedia.org/wiki/Susanna_Margaretha_Brandt ) „Das Kleine mir dann an die rechte Brust“ – die Gretchentragödie im ‚Faust‘ Gretchen ist, aus moderner Perspektive, nicht direkt eine emanzipierte Frau, sie ist eher das Gegenteil. In Goethes Faust, wohl dem berühmtesten […]
Bella. Wie alles begann
Am Anfang hat man sie gar nicht gesehen. Sie hatte sich verkrochen, ganz tief in ihren Korb, so als wollte sie nie mehr wieder herauskommen. Das war nichts Besonderes, das machten die meisten ihrer – nein, man möchte nicht sagen: Leidens-Genossen, denn es war ja zu ihrem Besten, dass sie hier im Tierheim gelandet waren, […]
Meerjungen und Piratentöchter
Laudatio zur Verleihung des Christoph-Martin-Wieland-Übersetzungspreises an Eva Schweikart für ihre Übersetzung von Annet Schaap: Emilia und der Junge aus dem Meer Als ich meinem (inzwischen längst erwachsenen Sohn) die Bewerbungsliste für den Christoph-Martin-Wieland-Preis für die beste Übersetzung eines Kinderbuchs präsentierte, zeigte er spontan auf Emilia und der Junge aus dem Meer und gab den lakonischen […]
Olga Tokarczuk, oder: enzyklopädisches Schreiben, weiblich
Natürlich wusste ich vorher nichts von Olga Tokarczuk. Aber als dann der Name da war, und als ich mich entschlossen hatte, mich repräsentativ für ihr umfangreiches und vielfältiges Gesamtwerk auf ihr letztes und umfangreichstes Buch zu stürzen, Die Jakobsbücher; und als ich schließlich mit anfänglicher Verwirrung, zunehmender Begeisterung und schließlich großer Bewunderung die 1.200 Seiten […]
Peter Handke, oder: Schreiben ohne Netz und doppelten Boden
Hätte man mich gefragt, wer den Literatur-Nobelpreis wirklich verdient hätte, und zwar als deutsche/r Autor/in, ich hätte spontan und ohne eine Sekunde Nachdenken „Peter Handke“ gesagt (Christa Wolf ist tot, Ingeborg Bachmann ist schon lange tot, und Siri Hustvedt keine deutsche Autorin). Lassen wir dabei die unergiebigen Auseinandersetzungen über seine angeblichen politischen oder moralischen Verfehlungen […]
Damages. Von den Schäden der Macht und des Lebens
Die amerikanische Rechtsanwaltsserie Damages zeigt die Kollateralschäden von Macht, die manipulative Macht der Frauen und die Unmöglichkeit wahren Schadenersatzes. Damage – das bedeutet im Englischen: Schaden oder Verlust. Damages hingegen, das Wort im Plural, bedeutet: Schadenersatz, Entschädigungssumme. Wer den Schaden hat, braucht nämlich nicht nur für den Spott, sondern auch für den Ersatz nicht zu […]