Eine weibliche Variante der Ringparabel Vor grauen Jahren lebte eine weise Frau im Osten,die einen Spiegel hatte von sehr großem Wert,von lieber Hand vererbt. Der Spiegel war so rein,dass jede, die hineinsah, sich erkannte,in allen ihren Eigenarten. VielzähligeKristalle zeigten jeden Fehler, jeden Vorzug;jedoch nur der, die redlich in ihn schaute,zeigte der Spiegel auch ihr ganzes […]
Ein Lob auf Penny!
Sehr Nachträgliches zum Ende von ‚Big Bang Theory‘ Nun ist es schon eine ganze Weile her, dass die letzte Klappe gefallen ist für eine der definitiv lustigsten Sitcoms unserer Zeit, aber manchmal schwingen Dinge etwas nach, und man braucht einige Zeit, um sie geistig zu erhaschen (aber wenigstens besteht jetzt keine Gefahr mehr irgendetwas zu […]
Mit eiskaltem Händchen das Leben ergreifen – Annette von Droste-Hülshoff vor kafkaeskem Hintergrund (4)
4. Wüstenblumen und Vampire Am deutlichsten (und das heißt, wie wir nach der siebenfachen Lektüre der Judenbuche wissen: am rätselhaftesten) sieht man Annette von Droste-Hülshoff jedoch in einer ihrer bekannteren Balladen, dem Fräulein von Rodenschild. Schon die Stoffgeschichte ist verwirrend und bezeichnend genug: Die Spukgeschichte taucht in westfälischen Sagen auf (aber situiert an einem anderen […]
Mit eiskaltem Händchen das Leben ergreifen – Annette von Droste-Hülshoff vor kafkaesken Hintergrund (3)
3. Indianer in Westfalen, gesehen von einem ernsthaften Herrn Aberglauben, Volksbräuche, Spukgeschichten – das alles hat Annette interessiert, sie sammelte westfälische Geschichten wie die Brüder Grimm vermeintliche Volksmärchen, mit ihnen war sie in der Zeit der ‚Tugendprobe‘ gelegentlich zusammengekommen. Eine Zeitlang plante sie gar ein Westfalen-Projekt, von dem nur die Bruchstücke überliefert sind: Die Judenbuche […]
Der Leviathan ist eine Frau!
Eine Lektüre von Moby Dick in Corona-Zeiten Ist der Leviathan weiblich? Wenn man ein Werk der Weltliteratur lesen will, das wenigstens eine vergleichbare Größendimension hat wie Corona weltweit, dann greife man zu Moby Dick. Ja, das mit dem Wal. Von Hermann Melville, temporärer Waljäger, Weltreisender wider Willen, Strafgefangener, Meuterer und Autor; am Ende seines Lebens […]
Mit eiskaltem Händchen das Leben ergreifen – Annette von Droste-Hülshoff vor kafkaesken Hintergrund (1+2)
Am Ende hatte ich den Verdacht, sie sei die einzig wahre Vorgängerin (eine Frau! im 19. Jahrhundert! im idyllischen Biedermeier! aus Westfalen!) von Franz Kafka. Nur scheinbar schaut Annette von Droste-Hülshoff so brav gelockt von deutschen 20-Euro-Scheinen; die Nase ist ein wenig spitz, der Blick ernst, und sie scheint zu sagen: Das wäre nun wirklich […]
Moderata Fonte, oder: Der Sündenfall, weiblich
Wenig wissen wir von den ersten Frauen, die nicht nur schrieben und ihre Werke aller Widerstände zum Trotz veröffentlichten, sondern die auch noch über das heikelste aller Themen schrieben, nämlich: den Wert der Frau. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Streit um die Vorzüge des männlichen oder weiblichen Geschlechts (die querelle des hommes et […]
Um ihr Leben schreiben
„Eh einer schreiben kann, muß er leben, das ist banal und betrifft beide Geschlechter. Die Frauen lebten lange, ohne zu schreiben; dann schrieben sie – wenn die Wendung erlaubt ist – mit ihrem Leben um ihr Leben.“
Christa Wolf, Der Schatten eines Traumes. Karoline von Günderrode – ein Entwurf
Die Gretchentragödie ist das wahre Trauerspiel. Frauendrama und Männerhochmut in Goethes ‚Faust‘
(vgl. zur Handlung von Goethes Trauerspiel ‚Faust‘ und dessen Entstehung die am Ende des Beitrags auszugsweise zitierten Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Faust._Eine_Tragödie.; https://de.wikipedia.org/wiki/Susanna_Margaretha_Brandt ) „Das Kleine mir dann an die rechte Brust“ – die Gretchentragödie im ‚Faust‘ Gretchen ist, aus moderner Perspektive, nicht direkt eine emanzipierte Frau, sie ist eher das Gegenteil. In Goethes Faust, wohl dem berühmtesten […]
Bella. Wie alles begann
Am Anfang hat man sie gar nicht gesehen. Sie hatte sich verkrochen, ganz tief in ihren Korb, so als wollte sie nie mehr wieder herauskommen. Das war nichts Besonderes, das machten die meisten ihrer – nein, man möchte nicht sagen: Leidens-Genossen, denn es war ja zu ihrem Besten, dass sie hier im Tierheim gelandet waren, […]