Ein Anhang zu Flauberts ‚Wörterbuch der Gemeinplätze‘ Heute mal kein Frauenthema, sondern Bildungsfernsehen, philosophisch! Wenn die Verfasserin jedoch wagen würde, eine Vermutung auszusprechen, die mal wieder männerfeindlich klingt, aber eigentlich nur analytisch-empirisch ist: Die größten Bullshitter sind Männer. Und die meisten. Das mag mit den Sphären zu tun zu haben, wo der bullshit besonders blüht […]
Lieder einer furchtlosen Frau (3): Aus Sylvia Towsend Warners Kindheit
Bekanntlich beginnt jeder ordentliche Bildungsroman mit den Eltern. Über die Eltern von Sylvia Townsend Warner findet sich in einer ihrer nach ihrem Tod veröffentlichten Kindheitsgeschichten ein Satz, der ein ganzes umständliches Persönlichkeitsprofil ersetzt, er heißt: „My mother was infallible. My father made no such claim, but he had a fine assortment of irrefutable doubts” (Meine […]
Ein graues Geistergespräch mit Peter Sloterdijk
Exposition mit Nicht-Thema Das Kapitel „Grau und Frau“ ist mit großem Abstand das kürzeste in Peter Sloterdijks neuer Monographie, und eigentlich würde man es am liebsten zur Gänze abdrucken. Es verwendet einen sehr vergessenen Topos (heute würde man wohl lieber sagen: ein „Narrativ“) aus dem sehr vergangenen 18. Jahrhundert, nämlich den der vom Winde verwehten […]
Tod einer Schwärmerin, oder: Erzählen von der Depression im 18. Jahrhundert
Johann Karl Wezel gehört zu denjenigen Autoren, von denen Kennerinnen des 18. Jahrhunderts vielleicht einmal etwas gehört haben; aber so richtig hat er es in keinen Bildungs-Kanon geschafft und schon gar nicht auf irgendwelche Bestseller-Listen. Und zu seinen am wenigstens gelesenen Texten gehört ein Roman, der in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert und aktuell ist, nämlich Wilhelmine […]
Lieder einer furchtlosen Frau (2): Wer war Sylvia Townsend Warner?
Nach dem Gedicht-Appetizer von neulich nun ein vollwertiges Lektüremenü (es wird mehrteilig werden) und die versprochene Antwort auf die Fragen: Wer war Sylvia Townsend Warner, und warum sollte sie endlich mehr gelesen werden? I. Weder eine Taube noch eine Seemöwe: Sylvia Townsend Warners Leben (mit Virginia Woolf im Hintergrund) Die biographischen Fakten sind schnell erzählt. […]
Warum die Menschheit immer in zwei Hälften zerfällt – und was das mit Eseln zu tun hat
Es ist ein bekanntes und nicht nur in Kriegs- und Krisenzeiten (dann aber besonders gut) zu beobachtendes Phänomen, dass die Menschheit, sobald sie die Wahl hat, zuverlässig in zwei ungefähr gleich große Hälften zerfällt: Kaffee- und Teetrinker, Hunde- und Katzenliebhaber, Warmbader und Kaltduscher, Apple– und Microsoft-User, egal wie und wo und wann: Wer für das […]
Iris Murdoch, die Retterin des philosophischen Romans
Es gibt wenig philosophische Romane in der Weltliteratur, was schade ist: Denn Romane können philosophischer sein, als man denkt (vor allem: als die meisten Philosophen denken, die meinen, schöne Literatur sei irgendwie ins Lügenhafte, Unreine, Phantastische gedacht; das stimmt aber nur für schlechte Literatur insgesamt). Noch seltener aber, und das ist noch bedauerlicher, sind philosophische […]
Lieder einer furchtlosen Frau
Sie ist wenig bekannt; noch viel weniger bekannt als ihre Zeitgenossin Virginia Woolf, der wenigstens postumer Ruhm in hohem Maße zukam (es gibt auch keinen Grund, Angst vor ihr zu haben). Immerhin sind ihre Romane teilweise ins Deutsche übersetzt; ihre Gedichte hingegen sind sogar in ihrer englischen Muttersprache kaum noch erhältlich. Wer war Sylvia Townsend […]
Wahrsagerinnen und Weissager
Aus Goethes Wörtertasche Wahrsagung und Weissagung: Man könnte meinen, die wesentliche Verbindung zwischen beiden Wörtern (außer dem willig wiederklingenden W) sei ihr Ausgestorbensein: Außer Wetterpropheten – na gut, und Zukunftsforschern und Trendspürern; und Zeitschriftenastrologen und Epidemiologen – na gut, genauer besehen ist weder das Wahrsagen noch das Weissagen ausgestorben; man nett es nur schicker. Für […]
Libussa und Premysl
Eine osteuropäische Geschichten über Frauenweisheit, Gattenwahl, Strohschuhe und eiserne Tische Die Geschichte spielt in einem osteuropäischen Land, und sie berichtet von unruhigen Zeiten. Ihr Wahrheitsgehalt lässt sich nicht recht ergründen, vieles in ihr klingt wundersam und übermütig. Heute würden einige leichthin von Fake News sprechen. Aber sind nicht alle Geschichten, wenn sie irgendwie interessant und […]