Sie inspirierte die amerikanische Starautorin Elizabeth Gilbert zu ihrem neuen Bestsellerroman City of Girls (2020): die heute 93-jährige Norma Amigo – einst ein Revuegirl im New York der 1940-er Jahre. Sie lebte und liebte, wie und wen sie wollte, heiratete nie, verzichtete auf eigene Kinder und fand selbstbewusst entgegen jeglicher Konventionen ihren Platz in der […]
Mit eiskaltem Händchen das Leben ergreifen – Annette von Droste-Hülshoff vor kafkaeskem Hintergrund (4)
4. Wüstenblumen und Vampire Am deutlichsten (und das heißt, wie wir nach der siebenfachen Lektüre der Judenbuche wissen: am rätselhaftesten) sieht man Annette von Droste-Hülshoff jedoch in einer ihrer bekannteren Balladen, dem Fräulein von Rodenschild. Schon die Stoffgeschichte ist verwirrend und bezeichnend genug: Die Spukgeschichte taucht in westfälischen Sagen auf (aber situiert an einem anderen […]
Der Leviathan ist eine Frau!
Eine Lektüre von Moby Dick in Corona-Zeiten Ist der Leviathan weiblich? Wenn man ein Werk der Weltliteratur lesen will, das wenigstens eine vergleichbare Größendimension hat wie Corona weltweit, dann greife man zu Moby Dick. Ja, das mit dem Wal. Von Hermann Melville, temporärer Waljäger, Weltreisender wider Willen, Strafgefangener, Meuterer und Autor; am Ende seines Lebens […]
Moderata Fonte, oder: Der Sündenfall, weiblich
Wenig wissen wir von den ersten Frauen, die nicht nur schrieben und ihre Werke aller Widerstände zum Trotz veröffentlichten, sondern die auch noch über das heikelste aller Themen schrieben, nämlich: den Wert der Frau. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Streit um die Vorzüge des männlichen oder weiblichen Geschlechts (die querelle des hommes et […]
Zwei Seelen wohnen, ach! in einer Freundschaft. Gedanken zu Elena Ferrantes Neapolitanischer Familiensaga
Eigentlich war ich dabei, Die Zeuginnen von Margaret Atwood zu lesen, doch dann kam Elena Ferrante dazwischen! Kürzlich erschien der vierte Band der neapolitanischen Familiensaga als Taschenbuch und ich hab Margaret Atwood noch einmal zur Seite gelegt. Schon die drei vorherigen Bände von Elena Ferrante hatte ich regelrecht verschlungen. Nach über 2.000 Seiten ist die […]
Olga Tokarczuk, oder: enzyklopädisches Schreiben, weiblich
Natürlich wusste ich vorher nichts von Olga Tokarczuk. Aber als dann der Name da war, und als ich mich entschlossen hatte, mich repräsentativ für ihr umfangreiches und vielfältiges Gesamtwerk auf ihr letztes und umfangreichstes Buch zu stürzen, Die Jakobsbücher; und als ich schließlich mit anfänglicher Verwirrung, zunehmender Begeisterung und schließlich großer Bewunderung die 1.200 Seiten […]
Herkunft als Konstrukt? Zum Roman „Herkunft“ von Saša Stanišić
Wie man es dreht, Herkunft bleibt doch ein Konstrukt! Eine Art Kostüm, das man ewig tragen soll, nachdem es einem übergestülpt worden ist. Als solches ein Fluch! Oder, mit etwas Glück, ein Vermögen, das keinem Talent sich verdankt, aber Vorteile und Privilegien schafft. Saša Stanišić erzählt in seinem Roman Herkunft von seiner Heimat Jugoslawien, von […]
Buchbranche: Die Preise im Herbst
Wir freuen uns auf schoengeistinnen.de, dass die wichtigsten Buchpreise in diesem Herbst nahezu paritätisch zwischen Autorinnen und Autoren verteilt wurden. Den Literaturnobelpreis 2018/19 erhielten der Österreicher Peter Handke für 2019 und die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk nachträglich für 2018. Den renommierten britischen Booker Prize teilen sich 2019 die kanadische Schriftstellerin Magret Atwood und die britische […]
Die kluge Scheherazade schrieb Welt-Geschichten
Wer war Scheherazade? Eine Gestalt steigt, noch etwas unscharf, vor unserem inneren Auge herauf: Es ist eine Frau, jung und schön, sie trägt exotische Gewänder, die viel Haut zeigen, der Bauch ist frei und reicher Schmuck belädt ihre Stirn, ihre Hände, ihre Füße, ihren Bauch. Es klimpert hell, als sie langsam näherkommt, und sie lächelt […]
Wer dann noch lacht…
Es gibt nur einen einzigen Menschen, der auf Sie aufpassen kann. Das sind Sie. Sonst niemand. Mit diesen Worten beginnt der Roman von Birgit Vanderbeke. Es ist eine Geschichte, die leicht daherkommt, obwohl das Geschriebene die Grausamkeit einer missratenen Kindheit schildert. Die Erzählerin – der Roman ist weitestgehend autobiographisch – beschreibt einen gewalttätigen Vater, sexuelle […]