Wir freuen uns auf schoengeistinnen.de, dass die wichtigsten Buchpreise in diesem Herbst nahezu paritätisch zwischen Autorinnen und Autoren verteilt wurden. Den Literaturnobelpreis 2018/19 erhielten der Österreicher Peter Handke für 2019 und die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk nachträglich für 2018. Den renommierten britischen Booker Prize teilen sich 2019 die kanadische Schriftstellerin Magret Atwood und die britische […]
Die kluge Scheherazade schrieb Welt-Geschichten
Wer war Scheherazade? Eine Gestalt steigt, noch etwas unscharf, vor unserem inneren Auge herauf: Es ist eine Frau, jung und schön, sie trägt exotische Gewänder, die viel Haut zeigen, der Bauch ist frei und reicher Schmuck belädt ihre Stirn, ihre Hände, ihre Füße, ihren Bauch. Es klimpert hell, als sie langsam näherkommt, und sie lächelt […]
Wer dann noch lacht…
Es gibt nur einen einzigen Menschen, der auf Sie aufpassen kann. Das sind Sie. Sonst niemand. Mit diesen Worten beginnt der Roman von Birgit Vanderbeke. Es ist eine Geschichte, die leicht daherkommt, obwohl das Geschriebene die Grausamkeit einer missratenen Kindheit schildert. Die Erzählerin – der Roman ist weitestgehend autobiographisch – beschreibt einen gewalttätigen Vater, sexuelle […]
Ökolyrik II: Silke Scheuermann und das Sprechen der Akazien
Silke Scheuermann wurde 1973 geboren in Karlsruhe und lebt heute in Frankfurt; ihr Gedichtband Skizze vom Gras erschien 2014. Ein Gedicht daraus heißt Akazie und ist eines der wenigen guten Dinggedichte, die es nach Rilke noch in der Literatur gibt: So bescheiden, dass selbst die Sonne den Sinn von Stolz hinterfragt, aber ungeduldig, oh ja, […]
Ökolyrik, weiblich I: Marion Poschmann und das Sprachzebra
Immer schon hat die Lyrik von der Natur gesprochen, spätestens seit dem römischen Autor Lukrez, der die Naturphilosophie Epikurs in ein umfangreiches Lehrgedicht packte: de rerum natura, eine Geschichte der Natur in Hexametern, von den winzigen Atomen bis hin zum unvorstellbaren All und dem Menschen mitten darin. Doch Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Gattung […]
Todesarten – Ingeborg Bachmann und Sylvia Plath
Wie viele Tode muss man gestorben sein, bevor man, endlich, wirklich sterben darf? Das ist eine Frage, die vermeintlich nur Romantiker stellen – also Menschen, die ihre Wahl zwischen Leben und Sterben längst getroffen haben: Nur der Tod kann die letzte und größte Sehnsucht von allen erfüllen, nämlich die nach Unendlichkeit, nach ewiger Fortdauer, nach […]
Lyrische Bewusstseinsströme
A disturbance in mirrors. The sea shattering it’s grey one – Love. Love my season. Eine Störung in den Spiegeln, seinen grauen. Zerschmettert das Meer – Lieb‘, Lieb meine Jahreszeit. (Sylvia Plath: Ariel. Urfassung. Englisch und Deutsch. Übertragen von Alissa Walser. Mit einem Vorwort von Frieda Hughes. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2008 Sylvia Plath […]
Michel Houellebecq und die Frauen: Eine Begegnung auf Hüfthöhe
Michel Houellebecq zählt zu den großen zeitgenössischen Schriftstellern, er wird als einer der bedeutendsten Intellektuellen Frankreichs gehandelt. Zunehmende rechtspopulistische und frauenfeindliche Äußerungen in seinen Romanen und persönlichen, öffentlichen Auftritten deuten deutsche Leser und Kritiker weitestgehend als Provokation (mit Ausnahmen von ZEIT 04/2019, MDR Kultur 7.1.2019, Deutschlandfunk, 21.1.2019). Sogar von Linksliberalen wird er zwar nicht respektiert, […]
Der Blog am Ende des Lektüre-Universums (II)
(III) Der Roman betritt die Bühne und untergräbt die Hochliteratur Als die europäischen Gelehrten dann, gut tausend gemeinhin als „dunkel“ betrachtete Jahre später, daran gingen, das Wissen der Alten wieder hervorzukramen und etwas aufzufrischen, war die Situation auf dem literarischen Markt noch ziemlich entspannt. Genauer gesagt, gab es ihn nicht. Lesen konnte, bis weit ins […]
Wo ist die Grenze zwischen Leben und Tod?
„Um dem Leben auf die Spur zu kommen, muss man sich zuerst dem Tod zuwenden.“ Das schreibt Mary Shelley in ihrem berühmten Schauerroman Frankenstein oder der moderne Prometheus. Der Roman erscheint 1818 zunächst anonym, die endgültige Fassung schließlich 1831. Solange spukt dieses Wesen, dieses Monster, das zwischen Leben und Tod steht, in ihrem Kopf. Es […]