Zuerst war ein „Frauenzimmer“ ein Zimmer, in dem Frauen sich aufhielten. Wo sollten sie sich auch sonst aufhalten? Schließlich waren ihnen weite Teile der Öffentlichkeit verschlossen, aber wenigstens hatten sie ihre eigenen Säle, wo es Frauendinge gab und man Frauentätigkeiten nachging und nicht darüber nachdachte, dass draußen ja auch noch eine Welt liegen könnte. Es […]
Paradiese
„Was haben Frauen nicht schon alles vollbracht, von der Einen, die das Paradies verscherzte, bis zu den Tausenden, welche Tausende von Paradiesen schufen! – Erkennen dies die Männer die neunzehnten Jahrhunderts? Staunen sie das Wunder an? Oh nein, sie meinen genug zu tun, wenn sie es auch einige Zeit lieben.“ Fanny Lewald
Schattengrübler*innen
Dörte Hansen: Mittagsstunde (2018) „Keine Schönheit weit und breit. Nur nacktes Land, es sah verwüstet und geschunden aus.“ Dieses nackte Land, in dem die Einfachheit als Lebenseinstellung gepriesen wird, trägt einen Namen: Es heißt Brinkebüll. Brinkebüll – es klingt nach ländlicher Idylle, denn es erinnert an Astrid Lindgrens Kinder von Büllerbü. In Dörte Hansens Roman […]
Marianne Ehrmann: Philosophie eines Weibes
Ihren Namen kennt keine Philosophiegeschichte. Und doch war sie die erste Frau, die es wagte, ein eigenes Werk mit dem Titel zu verstehen: Philosophie eines Weibes (‚Weib‘ war zu dieser Zeit keine Beleidigung, sondern einfach der Gattungsname des weiblichen Geschlechts). Sie hatte weder Philosophie studiert noch Latein oder Griechisch gelernt; eine Universität hat sie niemals […]
Sophie von La Roche: Deutschlands erste Bestsellerautorin
Sie war Deutschlands erste Bestsellerautorin und eine Entrepreneurin auf dem deutschen Literaturmarkt. Mit ihrem Debütroman Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) schuf sie eine Protagonistin, die der intellektuellen Elite des 18. Jahrhunderts zum weiblichen Ideal werden sollte. Sie war die erste deutsche Herausgeberin einer Frauenzeitschrift – Pomona für Teutschlands Töchter. Mit dieser Zeitschrift sorgte […]
Sappho und der Sprung von Leukate
Ihre Gestalt ist zugleich statuen- und schemenhaft. Wir sehen sie, auf unzähligen Abbildungen, als griechische Frau mittleren Alters, einen strengen Kranz über dem idealisierten Antlitz, und sie bleibt ein Schemen. Allein ein Mosaik, es stammt aus einem Fresko in Pompeji, belebt die Züge etwas: Jünger ist sie hier dargestellt, farbig, ein wenig aufgeregt leuchten die roten Wangen, und – kann das sein? – sie kaut auf einem Schreibstift herum: Sappho, die Mutter aller Dichterinnen, die einzige Frau, die es je in einen literarischen Kanon geschafft hat (den der neun berühmtesten Lyriker des Altertums), aber auch die leicht skandalumwitterte Namensgeberin der lesbischen Liebe wurde, benannt nach Lesbos, ihrer Heimatinsel, wo sie ihren Mädchenkreis um sich herum versammelte und man gemeinsam – ja, was genau weiß man denn nun eigentlich?