Und es ist vermutlich, daß von Anfang an der menschlichen Gesellschaft das Frauenzimmer dem Mannsgeschlecht an Kunst und Tugend müsse überlegen gewesen seyn, weil fast in allen Sprachen alle Tugenden und Künste weibliche Namen haben, auch allemal weiblich gebildet, über dies weibliche Gottheiten denselben vorgesetzt worden. Sigmund von Birken, Ansprache an den Leser, in: Catharina Regina von […]
Der Blog am Ende des Lektüre-Universums (III)
(V) Avantgarde und Unverständlichkeit – die Hochliteratur koppelt sich ab Im gesamten 19. Jahrhundert floriert die Unterhaltungsliteratur, sei es auf der Bühne, sei es im Roman. Da passt es gut, dass die Literaturtheorie der Zeit sich sowieso den „Realismus“ auf die Fahnen geschrieben hatte. Nachdem man die Weimarer Klassik, die Französische Revolution und die Philosophie […]
Himmelssprung
Auch aus einem bescheidenen Winkel kann man in den Himmel springen. (Ulla Hahn)
Descartes trifft Helena in Amsterdam
Zu Guineveres Glasfurds Roman Worte in meiner Hand „Maison Descartes“ steht über der schlichten weißen Haustür. Beinahe hätte man es übersehen. Es ist keines der großen Prachthäuser mit ihren schwingenden Giebeln, eher schlicht wirkt es, geradlinig, rational. Und es steht auch nicht an einer der Grachten mit den großen Namen: Kaisergracht, Prinsengracht, Herrengracht – natürlich […]
Zirkuskind
Ich bin ein Zirkuskind, spiele mit Einfällen Bälle auf – ab. Ich geh auf dem Seil über die Arena der Erde, reite auf einem Flügelpferd über ein Mohnfeld, wo der Traum wächst. Werfe dir Traumbälle zu. Fang sie auf. (Rose Ausländer)
Verbotene Früchte
Da meldete sich Helena zu Wort und sagte: „Wer war der Grund unserer Verdammnis, wenn nicht Eva, die erste Frau?“ „Vielmehr war es Adam“, widersprach Corinna, „denn Eva begehrte in guter Absicht zu erkennen, was gut und was böse ist, und ließ sich dazu hinreißen, die verbotene Frucht zu kosten. Aber Adam war nicht von […]
Der Blog am Ende des Lektüre-Universums (II)
(III) Der Roman betritt die Bühne und untergräbt die Hochliteratur Als die europäischen Gelehrten dann, gut tausend gemeinhin als „dunkel“ betrachtete Jahre später, daran gingen, das Wissen der Alten wieder hervorzukramen und etwas aufzufrischen, war die Situation auf dem literarischen Markt noch ziemlich entspannt. Genauer gesagt, gab es ihn nicht. Lesen konnte, bis weit ins […]
Wo ist die Grenze zwischen Leben und Tod?
„Um dem Leben auf die Spur zu kommen, muss man sich zuerst dem Tod zuwenden.“ Das schreibt Mary Shelley in ihrem berühmten Schauerroman Frankenstein oder der moderne Prometheus. Der Roman erscheint 1818 zunächst anonym, die endgültige Fassung schließlich 1831. Solange spukt dieses Wesen, dieses Monster, das zwischen Leben und Tod steht, in ihrem Kopf. Es […]
Der Blog am Ende des Lektüre-Universums
Über Hoch- und Trivialliteratur, in Fortsetzungen Es gibt Metaphern, die so allgemein sind, dass man sie als eine Art Ur-Bilder der Sprache bezeichnen kann. Häufig gehen sie aus von ganz grundlegenden menschlichen Existenzerfahrungen: Natürlich ist der Verstand „kalt“ und das Herz „warm“, und wer sonnt sich nicht lieber im „hellen“ Licht als in der „dunklen“ […]
Feuerfarb
Ich weiß eine Farbe, der bin ich so hold,die achte ich höher als Silber und Gold;die trag‘ ich so gerne um Stirn und Gewand,und habe sie Farbe der Wahrheit genannt. Wohl reizet die Rose mit sanfter Gewalt;doch bald ist verblichen die süße Gestalt:drum ward sie zur Blume der Liebe geweiht;bald schwindet ihr Zauber vom Hauche […]